In meiner Studienzeit damals hätte ich auch niemals gedacht, dass ich es mal feiere, wenn eine Fridays For Future Aktivitistin wie Luisa Neubauer beim OMR Festival auftritt. Worüber Luisa auf dem Festival für digitales Marketing und Technologie gesprochen hat und welche Botschaften mich von ihr und Maja Göpel – einer Transformationsforscherin – berührt haben, erfährst du in diesem Blogartikel.
Meine persönlichen Hintergründe zur OMR
Vielleicht vorher ein kurzes Recap zu meiner Einstellung dem OMR Festival gegenüber. Ich selbst habe ja im Bachelor Medien & Kommunikation studiert. Da hatten wir Vertiefungen wie Marketing, Public Relations, Eventmanagement oder Mediaplanung. Schon damals wusste ich.. irgendwie passe ich da nicht so richtig in diese klassische Marketing & Media Welt rein. Aber ich wusste nie so richtig, warum..
Das war einer der Gründe, warum es mich dann in die Finanzwelt verschlagen hat. Ich war so naiv zu glauben, dass es sich in der Finanzkommunikation mehr um Zahlen, Daten & Fakten handelt. Stellte sich heraus, dass da auch sehr viel vorgeheuchelt wird, aber dazu mehr zu einem anderen Zeitpunkt. 😉
Aber zurück zu dieser Geschichte.. Das OMR, als riesige Veranstaltung rund um Online-Marketing & Konsumwahn war für mich daher immer ein riesiger Dorn im Auge. Ich mochte diesen Hype um dieses Event irgendwie nicht. Dieses Jahr habe ich meine Meinung etwas geändert… Denn dieses Jahr ist nicht nur Luisa Neubauer als Klimaaktivistin auf der Bühne gestanden, sondern auch andere sehenswerte Speaker wie z.B. Transformationsforscherin Maja Göpel.
Die beiden Vorträge hätten nicht konträrer sein können, obwohl beide meiner Meinung nach, dieselben Botschaften verbreiten. Denn wir brauchen beides: das „Laut sein und Finger in die Wunden drücken“ und die sachliche Sicht der Forschung.
Ich war zwar nicht selbst vor Ort, aber die Aufzeichnungen gibt es zum Nachschauen und ich möchte meine Key Take Aways mit dir teilen.
Luisa Neubauer auf dem OMR Festival
Wenn du ihre Keynote nicht gesehen hast, dann wirf unbedingt noch einen Blick darauf. Neben vielen wichtigen Botschaften hat sie es meiner Meinung nach ziemlich gut auf den Punkt gebracht, denn
„Ein Klimaziel ohne Plan, ist nichts als ein grünes Märchen, oder auch vereinfacht gesagt Greenwashing.“
Luisa Neubauer
Wenn du dir die Nachhaltigkeitsberichte von so manch einem Unternehmen anschaust, versprechen sie dir ja wahrlich das Blaue vom Himmel. Als würden sie sowieso alle nur die Welt retten wollen. Fakt ist aber, dass das alles leider sehr oft nur leere Versprechungen sind. Die Unternehmen rühmen sich mit ihren tollen Klimazielen. ABER Fakt ist, dass 4 von 5 Unternehmen (laut dem New Climate Institute) KEINEN PLAN haben, geschweige denn irgendeine Strategie, wie sie diese Klimaziele erreichen können.
Neben der Tatsache, dass Luisa nicht davor zurückschreckte, ein paar der OMR-Sponsoren auflaufen zu lassen (was ich immer noch mega feiere) hat sie es auf den Punkt gebracht:
„Die Welt brennt und statt Löschwasser, holt man grüne Farbe raus.“
Seit 40 Jahren weiß man über die Klimakrise Bescheid. Seit 30 Jahren gibt es einen Klimagipfel und wir wissen, dass wir bis 2030 die Emissionen weltweit halbieren müssen. Das ist in 7 Jahren. Dieses Jahrzehnt ist von unglaublicher Bedeutung. Denn JETZT können wir noch etwas ändern. Stattdessen nutzen die Unternehmen lieber die Gunst der Kommunikation und waschen sich grün. Wenn die Fossilindustrie jedes Jahr 200 Milliarden US Dollar in Marketing steckt und auch sonst überall auf Ökoslogans gesetzt wird, dann ist das keine kleine Sache mehr.
Luisa Neubauer’s Botschaften, die sie auf der OMR geteilt hat
Kurz zusammengefasst Luisa’s Appell an die OMR-Gäste war:
„CUT THE BULLSHIT und macht da nicht mehr mit.“
Und ich finde, sie hat vollkommen recht. Genau die Personen, die das möglich machen, sind die schlauen Köpfe, die das gute Storytelling draufhaben und die Kunst des Marketings beherrschen.
Gehörst du da vielleicht auch dazu?
Je mehr ich mich mit der Klima- & Biodiversitätskrise auseinandersetze, desto mehr wünsche ich mir, dass dieses Know-How in Zukunft für jene Unternehmen eingesetzt wird, die NICHT absichtlich gegen Klimaschutz arbeiten oder Greenwashing Lügen verbreiten.
Und ich bin auch absolut überzeugt davon (genauso wie Luisa Neubauer), dass viele Menschen die aktuell in den Marketing-, Sales- oder Kommunikationsabteilungen sitzen und bei diesen Kampagnen mitwirken (weil es halt ihr Job ist) insgeheim wissen, dass es eigentlich nicht ok ist. Denn bei mir selbst war es auch so. Ich will das heute nicht mehr machen und erhebe meine Stimme, wenn ich etwas nicht für richtig halte.
„Mach da nicht mehr mit“ war Luisa’s Appell. Wenn du es kannst, dann biete deine Arbeitskraft, dein Wissen und deine Expertise nicht mehr den Unternehmen an, die sich zwar nach außen nachhaltig darstellen wollen, aber letztendlich bewusst dagegen arbeiten und uns Menschen bewusst manipulieren wollen.
„Wir können nicht ehrenamtlich das Klima retten, wenn andere es hauptberuflich zerstören.“
Eckhart von Hirschhausen
Ich finde, das war absolut ‚on point‘ einer riesigen Gruppe von Online Marketing Enthusiast:innen, diese wichtigen Botschaften mitzugeben. Aber neben Luisa Neubauer habe ich auch noch ein weiteres Panel auf der OMR sehr gefeiert:
Maja Göpel: Wer wollen wir gewesen sein?
Die Transformationsforscherin Maja Göpel sprach in ihrer Keynote auch viele wichtige Aspekte an. Wie wichtig „Bildung“, „Debatte“, „Einmischen“ und „Mut zeigen“ ist. Was wir uns unter Wohlstand eigentlich vorstellen und dass wir unser Bild von stetigem Wachstum nach oben in eine zirkuläre Form bringen sollten.
Wir müssen Wertschöpfung wieder so organisieren, dass sie uns erlaubt aus allem zu schöpfen, ohne dass es unseren Planeten kostet. Das bedeutet, dass wir uns frei von A nach B bewegen können, ein Dach übern Kopf haben und noch so vieles mehr, ohne dabei den Planeten zu zerstören. Dafür müssen aber der Finanzmarkt (also die Investor:innen), die Unternehmen, die Regierungen und wir alle als Konsument:innen zusammenarbeiten.
Ein Thema das mir ganz besonders am Herzen liegt: Unsere Ernährung. Sie thematisiert, was für einen großen Hebel unser Fleischkonsum hat und wie ineffizient die tierische Ernährung aktuell ist. Ganz egal welchen Aspekt du betrachtest: sei es der Flächenverbrauch, der Wassereinsatz oder auch der Nahrungsmitteleinsatz, um z.B. ein Kilogramm Rindfleisch zu produzieren.
Wir müssen Effektivität und Effizienz wieder gemeinsam denken und uns die Frage stellen, tun wir überhaupt die richtigen Dinge oder fragen wir uns ständig nur, wie wir die Dinge richtig tun und orientieren uns rein an der Wirtschaftlichkeit.
Effektivität: „Die richtigen Dinge tun“ (Was muss getan werden?
Effizienz: „Die Dinge richtig tun“ (Wie muss etwas getan werden?)
Zum Schluss wirft sie dann die Frage in den Raum, in welcher Welt wir eigentlich leben wollen. Vor allem auch, was wir uns in der Zukunft wohl denken werden, unter dem Umstand wie viel Wissen wir jetzt schon haben und eigentlich einsetzen könnten. Haben wir den notwendigen Mut gezeigt, der so wichtig gewesen wäre? Haben wir die Bildung in die Welt getragen, um zu zeigen, dass Wohlstand möglich ist, ohne dem Planeten dabei zu schaden und es ist Platz für alle?
Der Appell, sich folgende Fragen zu stellen:
Worum geht es eigentlich? Was haben wir damit zu tun?
Wer, wenn nicht wir? Und wann, wenn nicht jetzt?
Bitte schaut euch unbedingt die Fragerunde zum Schluss an, ich finde da waren auch noch unglaublich spannende und wichtige Inputs mit drin.
Abschließende Gedanken zu Luisa Neubauer und Maja Göpel auf dem OMR-Festival
Beide Persönlichkeiten haben mich schon vor der OMR beeindruckt und sie verfolgen ein gemeinsames Ziel: Sie kämpfen für eine lebenswerte Zukunft. Ich bin zwar weiterhin kein Fan von der OMR und es gibt definitiv im Online Marketing Bereich noch ganz viel Aufholbedarf in Sachen Bewusstseinsschaffung zur Klima- & Biodiversitätskrise. ABER offensichtlich ist das Thema zumindest angekommen und wird endlich thematisiert. Es kommt damit ein Stein ins Rollen. Je mehr Menschen ein Umdenken dahingehend haben und auch hinterfragen, was der eigene Arbeitgeber so macht, desto schneller kann sich etwas ändern. Ich bleibe optimistisch.
Hier verlinke ich dir nochmal die beiden Keynotes, falls du sie noch nicht gesehen hast: