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Nachhaltig Investieren - 5 Schritte fürs verantwortungsvolle Investieren

Nachhaltig Investieren: 5 Schritte für verantwortungsvolles Investieren

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Wenn du hier bei GeldKopfBauch gelandet bist, dann kann ich wahrscheinlich davon ausgehen, dass dir Nachhaltigkeit auch im Alltag wichtig ist. Wahrscheinlich versuchst du Plastik zu sparen wo es geht, achtest auf qualitative Lebensmittel und noch vieles mehr. Super, dann freue ich mich, denn jetzt wirst du auch noch erfahren, mit welchen Schritten du nachhaltig Investieren kannst. Los geht’s. 

Kleine, aber bedeutende Schritte die vor dem nachhaltigen Investieren stehen

Beim nachhaltigen Investieren geht es für mich nämlich im ersten Schritt um die Frage nach unnötigem Konsum – diese Frage sollte jedenfalls vorangestellt werden. Aber wenn du dich diese Frage ohnehin schon lange genug begleitet, dann schauen wir jetzt mal welche ersten Schritte du beim nachhaltigen Investieren brauchst.

Übersicht: 

  1. Schritt: Wechsle zu einer nachhaltigen Bank oder eröffne ein nachhaltiges Konto
  2. Schritt: Was bedeutet „nachhaltig investieren“ für dich?
  3. Schritt: Welche nachhaltige Investorin steckt in dir?
  4. Schritt: Die Wahl der richtigen Finanzprodukte beim nachhaltigen Investieren
  5. Schritt: Informiere dich & starte los

Dann starten wir mal mit Schritt Nr. 1.

Schritt 1: Wechsle zu einer nachhaltigen Bank oder eröffne zumindest ein nachhaltiges Konto

Nachhaltig Investieren ist super, aber ganz am Anfang sollte jedenfalls der Wechsel zu einem nachhaltigen Giro- und/bzw. Sparkonto auf dem Plan stehen. Denn eine Grundregel beim Investieren ist es, immer einen Notgroschen auf der Seite zu haben.

Dein Notgroschen sollte ungefähr 3 bis 6 Monatsgehälter ausmachen. Einfach damit du auf kurzfristige Überraschungen vorbereitet bist und nicht dein investiertes Geld angreifen musst. Wenn du einen größeren Sicherheitspolster brauchst, dann ist das natürlich auch in Ordnung.

Ganz egal wie hoch dein Notgroschen ist, die Bank arbeitet ja mit diesem Geld im Hintergrund. Daher ist ein wichtiger erster Schritt zu einem nachhaltigen Konto zu wechseln. Auf diese Weise wird dein Geld nachhaltig angelegt, ohne dass du selbst investierst. Wenn du mehr darüber erfahren willst, findet du hier meinen Blogbeitrag zum Thema: Nachhaltiges Konto – Was passiert mit dem Geld auf dem Girokonto?

Schritt 2: Was bedeutet „nachhaltig investieren“ für dich?

Bevor du jetzt gleich mit dem Investieren losstarten kannst, ist es wichtig deine Definition vom nachhaltigen Investieren zu finden. Du musst für dich festlegen, welche Kriterien für dich bei der nachhaltigen Geldanlage überhaupt wichtig sind. Gibt es beispielsweise bestimmte Branchen, die du keinesfalls unterstützen möchtest, wie z.B. Fossile Brennstoffe wie Kohle und Öl, Waffenproduktion, Pornografie, Alkohol, Glückspiel, etc.

Hierbei können dir vielleicht die ESG-Kriterien bei der Auswahl ein wenig helfen. ESG steht für Environmental, Social & Governance. Hier findest du eine kleine Übersicht an unterschiedlichen ESG-Kriterien, die dich bei deiner Definition vielleicht unterstützen.

ESG - Environmental, Social & Governance

Leider kannst du jetzt nicht einfach alle Punkte hernehmen und wie bei einer Checkliste abhaken.  Sondern jetzt musst du dich erst auf die Suche machen bzw. vorab noch bestimmen, welche Art von nachhaltiger Investorin du bist.

Achtung: Jeder darf sich das Mascherl „nachhaltig“ umhängen

Das hört sich jetzt wahrscheinlich etwas übertrieben an, aber es ist leider wirklich so, deshalb müssen wir bei unseren Investments ganz genau schauen. Nur weil wo „grün“ oder „nachhaltig“ steht, muss nicht heißen, dass es das deswegen auch ist. Hier als Laie eine Einordnung treffen zu können, was wirklich nachhaltig ist, oder nicht, ist sehr schwierig. Bitte immer hinterfragen, welches Investment dahintersteckt.

Der Grund warum einfach jeder etwas als nachhaltig oder grün bezeichnen darf, ist weil es noch keine allgemein gültige Definition von einer nachhaltigen Investition gibt. Selbst wenn es die gibt, muss das nicht heißen, dass das zu deiner persönlichen Auffassung von Nachhaltigkeit passt.

EU versucht „nachhaltiges Investieren“ zu definieren

Eigentlich wollte die EU mit der EU-Taxonomie einen bedeutenden Schritt setzen und eine einheitliche Definition und Leitlinien definieren, was als nachhaltig gelten darf und was nicht. Nun ja, grundsätzlich hat sie das auch getan und ich halte diese Mammutaufgabe noch immer als sehr wichtig. 

Nur leider hat die EU erst vor kurzem beschlossen, dass die Finanzierung von Atomenergie und Gaskraftwerken auch als nachhaltig eingestuft werden.

Was ich davon halten soll, weiß ich noch nicht ganz so recht. Sowohl Atomkraftwerke, als auch Gaskraftwerke zählen für mich definitiv nicht zu einer nachhaltigen Investition. Warum ich dennoch die Entscheidung der EU nachvollziehen kann und ich mir über die Herausforderungen der Energieversorgung bewusst bin, werde ich an anderer Stelle mal näher eingehen.  

Nichtsdestotrotz heißt das einfach weiterhin: Genau hinschauen bei der Wahl einer nachhaltigen Investition! Das führt uns auch schon zu Schritt 3.

Schritt 3: Welche „nachhaltige Investorin“ steckt in dir?

Je nachdem wie streng du deine Definition von Nachhaltigkeit siehst, wirst du dich in eine der 3 Investorinnen-Typen hoffentlich wiederfinden:

  • Hellgrüne Variante „Einsteigerin auf der Suche nach nachhaltiger Alternative zum Sparbuch“
  • Mittelgrüne Variante „Bereit ein gewisses Risiko einzugehen und möchte dafür ehrlich grüne Geldanlage
  • Dunkelgrüne Kämpferin „Egal was notwendig ist, ich möchte ein durch und durch nachhaltiges Investment“ (Stichwort Impact Investing)

Jeder dieser drei Investitionstypen hat eigene Eigenschaften und eine Daseins-Berechtigung. Jemand der ganz am Anfang vom Investieren steht und mal grundlegend verstanden hat oder erst verstehen muss, welche Gründe fürs Investieren sprechen – die/der sollte nicht in hochriskante Impact Investments einsteigen.

Hellgrüne Variante: Auf der Suche nach nachhaltigen Alternativen

Oft ist es aber so, dass man sich eben trotzdem eine nachhaltige Alternative wünscht. Hier könnte man dann bei nachhaltigen ETFs gut aufgehoben sein. Fürs klassische MSCI Weltportfolio (MSCI World & MSCI Emerging Markets oder MSCI ACWI) gibt es eben auch nachhaltige Alternativen. Halte hierfür Ausschau nach den Kürzeln ESG, ESG Screened oder SRI (Socially Responsible Investing).

Mit einem ETF-Weltportfolio kannst du dir z.B. mit Sparplänen super deine Altersvorsorge aufbauen und in die Welt des Investierens einsteigen. Für ETFs fallen sehr geringe Kosten an und du profitierst von einer sehr breiten Streuung, d.h. wenig Risiko.

Mittelgrüne Variante: Wunsch ehrlich nachhaltig Investieren 

Jetzt kann es aber sein, dass du schon länger investiert bist und weißt, wie der Kapitalmarkt funktioniert. Dir ist bewusst, dass es am Markt immer zu Schwankungen kommt und haltest diese auch schon gut aus. Dein Notgroschen auf einem nachhaltigen Sparbuch oder Sparkonto gibt dir Sicherheit und deine Sparpläne auf nachhaltige ETFs (oder auch nachhaltige Fonds) für die Altersvorsorge sind auch schon eingerichtet. 

Jetzt möchtest du mit deinem Geld aber mehr bewirken, weil du weißt, dass ETFs nur wenig nachhaltige Wirkung haben.

Dann können z.B. aktiv gemanagte Fonds für dich das Richtige sein. Hier gibt es mittlerweile eine enorme große Auswahl an unterschiedlichen nachhaltigen Investitionsmöglichkeiten mit qualifizierten Nachhaltigkeits-Siegeln. Aber auch hier gibt es immer noch sehr viel Interpretationsspielraum.

Dunkelgrüne Variante: 100 % nachhaltig Investieren

Wenn du aber diesen Siegeln auch nicht so richtig vertraust und weißt, dass es immer sehr viel Interpretationsspielraum bei Nachhaltigkeitssiegeln gibt, dann gehörst du zu den „dunkelgrünen“ Investorinnen, die mit ihrer Investition wirklich einen Impact erreichen wollen. Diese Investorinnen sind es, die wissen, dass nur mit lauter Stimme und kritischem Hinterfragen ein Wandel zu einer nachhaltigen Finanzwelt möglich ist. Dafür gibt es dann Impact Investing, Engagement Ansätze, Crowd Investing und und…

5 Schritte fürs nachhaltige Investieren
5 Schritte für den Start ins nachhaltige Investieren
Nachhaltig Investieren - Das Geheimnis des Vorwärtskommens besteht darin, den ersten Schritt zu tun. - Mark Twain

Schritt 4: Die Wahl der richtigen Finanzprodukte beim nachhaltigen Investieren

Je nachdem in welchem Investitions-Typ du dich gerade wiedererkannt hast, wirst du jetzt die Wahl deiner nachhaltigen Finanzprodukte treffen.

Nachhaltig Investieren mit ETFs

Ohne jetzt auf jedes einzelne Produkt näher einzugehen, sind nachhaltige ETFs wohl der sicherste Hafen, da du hier sehr geringe Gebühren bezahlst, aber trotzdem noch von einer breiten Risikostreuung profitieren kannst. 

Allerdings sollte dir bewusst sein, dass nachhaltige ETFs nicht zu den nachhaltigsten Finanzprodukten zählen und wir damit die Welt nicht retten werden. Hier musst du auch darauf achten, nicht auf „nachhaltige Mascherl“ reinzufallen. Denn im ETF-Universum gibt es viele ETFs, die nicht das bieten, was sie versprechen. Aber sie stellen trotzdem eine gute Alternative zu den herkömmlichen ETFs dar. Du hast damit einen risikoarmen Teil in deinem Portfolio.

Nachhaltig Investieren mit aktiv gemanagten Fonds

Wenn du ein genaueres Auge auf Nachhaltigkeit werfen möchtest, dann kannst du dich mit nachhaltigen aktiv gemanagten Fonds auseinandersetzen. Hier beschäftigen sich oft ganze Teams an Fondsmanager:innen mit der Frage, welche Unternehmen tatsächlich nachhaltig sind oder nicht. Hier kann man sich unterschiedliche Siegel näher ansehen, wie z.B. FNG-Siegel, ECOreporter Siegel, Umweltzeichen, Europäisches Transparenzlogo Eurosif, etc.

Auch hier gilt natürlich, sei immer kritisch und glaube nicht alles was du liest. Aber Siegel von unterschiedlichen Stellen geben zumindest einen Richtwert und Orientierung. Im Vergleich zu ETFs fallen hier natürlich höhere Gebühren an, weil wir ja das aktive Fondsmanagement bezahlen müssen. Das bedeutet wiederum, dass wir weniger Gewinn machen, als bei passiven Produkten wie ETFs.

Was aber keinesfalls heißen muss, dass wir zwingend weniger Rendite also Gewinn machen. Denn unterschiedliche Studien zeigen, dass nachhaltige Fonds teilweise sogar besser performen, weil die Unternehmen langfristig mehr Bestand haben.

Nachhaltig Investieren mit Aktien

Nicht zu vergessen, gibt es auch die Möglichkeit konkrete nachhaltige Aktien auszuwählen und in diese zu investieren. Hier kannst du beispielsweise auf unterschiedliche Nachhaltigkeitsratings zurückgreifen. Achtung auch hier, denn jede Ratingagentur beurteilt ein wenig unterschiedlich, daher kannst du die Ratings nicht direkt miteinander vergleichen. 

Wenn du in nachhaltige Aktien investierst, solltest du auch einen Blick auf die Nachhaltigkeitsberichte der Unternehmen werfen. Dort findest du dann auch immer Kontakte zur Investor Relations- oder Nachhaltigkeitsabteilung. Bei Fragen kontaktiere einfach das jeweilige Team.

Die Meisterklasse – Impact Investing

Wenn dir aber das alles auch noch nicht nachhaltig genug ist, dann kannst du mit deinem Geld auch wirklich echten nachhaltigen Impact haben. Mit dem sogenannten Impact Investing kannst du ganz gezielt in Unternehmen investieren, die wirklich eine nachhaltige Wirkung für Umwelt und/oder Menschheit erreichen. 

Als Investorin kannst du dann z.B. ein Unternehmen unterstützen, welches Windräder baut oder mittels Crowd Investing kannst du Solarpumpen in Afrika mitfinanzieren. Aber hier gehst du natürlich mit relativ hohem Risiko in deine Investitionen rein. Das sollte dir eben bewusst sein. Diese Produkte kannst du jedenfalls nicht als Altersvorsorge sehen.

Schritt 5 – Starte mit dem nachhaltigen Investieren und informiere dich

All diese unterschiedlichen Formen des nachhaltigen Investierens haben alle ihre Daseins-Berechtigung und wenn es nur der Wechsel zu einem nachhaltigen Girokonto zum Anfang ist. 

Fakt ist, wir müssen unsere Finanzwelt in eine andere Richtung drängen und das können wir nur, wenn immer mehr Menschen sich mit diesem Thema auseinandersetzen. Umso mehr Menschen die alten Finanzstrukturen in Frage stellen und einen Wandel fordern, desto mehr sind die aktuellen Finanzinstitute gezwungen etwas zu tun.