Wir erleben aktuell das größte Artensterben seit dem Verschwinden der Dinosaurier, doch in den Köpfen der meisten Menschen geht es sehr oft nur um Klimaschutz. Dabei sind wir mit einer Doppelkrise konfrontiert: der Klimakrise UND der Biodiversitätskrise. Da mir das Thema Biodiversität ganz besonders am Herzen liegt, schauen wir uns in diesem Blogartikel an, was überhaupt hinter der Biodiversitätskrise steckt und natürlich auch, wie wir mit unserem Geld einen Unterschied machen können.
Bist du dabei? Dann legen wir los.
- Was steckt hinter dem Begriff Biodiversität
- Biodiversitätskrise: Was bedeutet das?
- Wer oder was ist schuld an der Biodiversitätskrise?
- Biodiversität als Wirtschaftsfaktor
- Was wird aktuell gegen die Biodiversitätskrise getan?
- Was haben unsere Investments jetzt mit der Biodiversitätskrise zu tun?
- Mit CLEANVEST etwas gegen die Biodiversitätskrise tun
- Fazit: Die Biodiversitätskrise mit unseren Geldentscheidungen bekämpfen
Was steckt hinter dem Begriff der Biodiversität?
Bevor wir von der Biodiversitätskrise reden, sollten wir nochmal kurz den Begriff „Biodiversität“ näher beleuchten. Denn wenn wir von Biodiversität reden, dann geht es um die gesamte biologische Vielfalt auf unserer Erde. Nicht, wie fälschlicherweise oft nur von der Artenvielfalt die Rede ist. Vielen Menschen ist nicht bewusst, wie wichtig und unverzichtbar eine umfassende Vielfalt für unser Dasein ist.
Für einen gesunden Planeten brauchen wir nämlich einen Dreiklang der biologischen Vielfalt von:
– Artenvielfalt
– Vielfalt der Ökosysteme &
– genetische Vielfalt.
Diese drei Bereiche sind eng miteinander verbunden und bilden in ihrer Gesamtheit ein komplexes Netzwerk, welches unsere Lebensgrundlage darstellt. Wenn wir vom Schutz unserer Biodiversität sprechen, müssen wir sie daher als Ganzes sehen und auch die damit verbundenen Abhängigkeiten berücksichtigen.
Die Biodiversität ist nicht nur entscheidend für das Funktionieren unserer Ökosysteme, sondern liefert uns auch lebensnotwendige saubere Luft, Wasser, Nahrung und viele andere lebenswichtige Ressourcen. Diese Funktionen werden auch oft als Ökosystemleistungen bezeichnet, welche sich aufteilen in:
– Basisleistungen (z.B. Bodenbildung, Photosynthese, Nährstoffkreislauf)
– Regulierungsleistungen (z.B. Luftqualität, Wasserregulierung, Bestäubung, Abmilderung extremer Ereignisse, etc.)
– Versorgungsleistungen (z.B. Nahrung, Arzneimittel, Rohstoffe, etc.)
– Kulturleistungen (z.B. geistige & körperliche Gesundheit, Erholung & Ökotourismus, religiöse Werte, etc.).
Der WWF hat in seinem Biodiversitätsratgeber eine schöne Visualisierung davon, die ich hier gerne mit dir teilen möchten:
Das Problem ist allerdings, dass die Biodiversität und damit auch unsere Lebensgrundlage in Gefahr ist. Aufgrund unserer menschlichen Aktivitäten wie Lebensraumzerstörung, Klimawandel, Übernutzung natürlicher Ressourcen und Verschmutzung wird diese biologische Vielfalt aktuell bedroht oder sogar ausgelöscht.
Biodiversitätskrise: Was bedeutet das?
Ja die Situation ist bereits so fortgeschritten, dass wir vom größten Artensterben seit dem Verschwinden der Dinosaurier sprechen.
Durch die Aktivitäten des Menschen, die einen immer größeren Einfluss auf die natürliche Umwelt ausüben, sind heute mehr Arten vom Aussterben bedroht als jemals zuvor.
Die Aussterberate von Wirbeltieren ist über das letzte Jahrhundert gesehen 100 bis 1000-mal höher als die natürliche Rate. Laut dem WWF sind 82 % der untersuchten Lebensraumtypen (nach EU-Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie) und 85 % der Arten in Österreich in einem besorgniserregenden Zustand. Weltweit sieht es noch schlimmer aus.
Durch diesen Artenverlust werden unsere Ökosysteme immer instabiler und geraten aus der Balance. Das führt dazu, dass wir immer öfter von einer Biodiversitätskrise sprechen (müssen). Denn wichtige Kippunkte liegen in den großen Ökosystemen der Erde, wo die Biodiversität unmittelbar beeinflusst wird und sich dadurch auch das Artensterben ab einem bestimmten Punkt selbst verstärkt. Die Veränderungen der Artenvielfalt haben wiederum Einfluss auf das Klima.
Ach es ist einfach ein Teufelskreislauf.
Wer oder was ist schuld an der Biodiversitätskrise?
Es muss vielleicht in dieser Härte gesagt werden, aber wir Menschen und unser Verhalten sind letztlich schuld an der Biodiversitätskrise.
Ob durch die Zerstörung und Übernutzung von Lebensräumen, Umweltverschmutzung, Fischerei, Landwirtschaft, Entwaldung, den illegalen Wildtierhandel oder die Wilderei: Der Mensch heizt das Artensterben & die Biodiversitätskrise durch sein Tun in vielerlei Hinsicht an.
Der Verlust der Biodiversität ist grundsätzlich auf fünf direkte Treiber zurückzuführen:
– Veränderte Land- & Meeresnutzung (Umwandlung von Wald- in Agrarflächen, Rohstoffabbau und Übernutzung von (Agrar-)Ökosystemen)
– Direkte Übernutzung (z.B. illegaler Handel, nicht-nachhaltige Abholzung, Überfischung, etc.)
– Klimakrise
– Verschmutzung von Boden, Wasser, Luft
– Ausbreitung invasiver Arten & Krankheiten
All diese direkten Treiber sind durch uns Menschen bzw. durch unser Handeln meistens indirekt, aber oft auch direkt getrieben. Noch dazu passiert diese Zerstörung in einem Rekordtempo und die Zahlen bestätigen das auch immer wieder.
Biodiversität als Wirtschaftsfaktor
Ganz oft höre ich: „Naja, aber wie schlimm kann es denn tatsächlich werden, wenn wir ein paar weniger Insekten haben?“ oder „Aber wir haben doch eh so viele Wälder in Österreich.“
Mal abgesehen davon, dass es um weit mehr „als ein paar weniger Insekten“ geht oder die Tatsache, dass ich wenn ich von Biodiversität rede, nicht nur an die österreichischen Wälder denke. Fakt ist, dass eine funktionierende Wirtschaft eine funktionierende Natur braucht. Denn wir und eine Vielzahl unserer Produkten und Dienstleistungen sind von Ökosystemleistungen abhängig.
Damals als der Systemtheoretiker Frederic Vester den wirtschaftlichen Nutzen des Blaukehlchens kalkulierte, wurde es als absurd abgestempelt. Doch heute ist es ein essentieller Bestandteil, diese Ökosystemleistungen messbar und bewertbar zu machen.
„Jeder Mensch hängt vollständig von den Ökosystemen der Erde ab sowie von den Leistungen und Gütern, den ‚Ökosystemdienstleistungen‘, die sie bereitstellen“, heißt es im 2005 erschienenen „Millennium Ecosystem Assessment“, einer von der UN in Auftrag gegebenen Studie zur Zukunft der Natur, an der weltweit Hunderte Wissenschaftler*innen gearbeitet haben.
Diese Abhängigkeit von Ökosystemleistungen machen die Biodiversitätskrise, gemeinsam mit der Klimakrise, zu den größten Gefahren der Weltwirtschaft. Nicht umsonst sind laut World Economic Forum 5 der 10 langfristigen Risiken im Zusammenhang mit Klima und Biodiversität.
Wir Menschen sind mit unserem Handeln Verursacher*innen dieser Krisen. Doch das bedeutet auch, dass wir Menschen es sind, die etwas dagegen tun können.
Was wird aktuell gegen die Biodiversitätskrise getan?
Auf globaler Ebene gibt es glücklicherweise schon eine Vielzahl an Initiativen, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, den Schutz der Biodiversität voranzutreiben.
Bereits 1992 hat man sich im Rahmen der Konferenz der Vereinten Nationen über Umwelt und Entwicklung das erste Mal auf ein Übereinkommen geeinigt, welches sich global mit Natur- & Artenschutz beschäftigt. Nach der 15. UN-Biodiversitätskonferenz (COP15, Montreal/Kanada) im Jahr 2022 einigten sich die teilnehmenden 188 Staaten der UN-Biodiversitätskonvention auf einen wegweisenden Biodiversitätsrahmen – das Kunming-Montreal Global Biodiversity Framework (GBF). Dieser soll das stetig voranschreitende Artensterben und den Lebensraumverlust endlich stoppen und umkehren.
Ebenso gibt es auf EU-Ebene („EU-Biodiversitätsstrategie für 2030 – Mehr Raum für die Natur in unserem Leben“) und in Österreich („Biodiversitäts-Strategie Österreich 2030+“) konkrete Pläne, um unsere Biodiversität und Artenvielfalt zu schützen.
Wenn wir auch einen näheren Blick auf die 17 Sustainable Development Goals (SDGs) werfen, dann ist die Biodiversitätskrise sogar wichtig genug, dass sogar zwei SDGs diesen Themenbereich abdecken. Oft denkt man nur an SDG 15 „Erhaltung des Lebens an Land“. Doch mindestens genauso wichtig für die menschliche Existenz und Leben auf der Erde sind gesunde Ozeane und Meere (SDG 14 „Leben unter Wasser“).
Um all diesen Bemühungen allerdings gerecht werden zu können, ist unter anderem eine umfangreiche und transparente Berichterstattung von großen Unternehmen notwendig. Denn diese agieren über globale Wertschöpfungsketten hinweg und können mit ihrem Handeln einen erheblichen Einfluss auf die Biodiversität haben. Deswegen spielt der Kapitalmarkt und die damit verbundene Transparenz die gefordert wird, so eine große Rolle.
Und jetzt kommt es auf unser Handeln an, das Thema Biodiversität auch bei der Wahl einer Bank oder eben auch direkt beim Investieren zu berücksichtigen.
Was haben unsere Investments jetzt mit der Biodiversitätskrise zu tun?
Investitionen können einen großen Einfluss auf die Biodiversität haben, auch wenn es auf den ersten Blick nicht offensichtlich ist. Wenn wir unser Geld in Unternehmen oder Projekte investieren, unterstützen wir indirekt deren Geschäftsmodelle und wie sie mit der Natur umgehen.
Hier habe ich ein paar Tipps für dich, wie du durch deine Investitionen was Gutes für die Biodiversität tun kannst:
Setz auf nachhaltige Fonds: Es gibt Fonds, die nur in Unternehmen investieren, die umweltfreundlich arbeiten und auf den Erhalt der Biodiversität achten. Diese Fonds sorgen dafür, dass die Unternehmen die Artenvielfalt schützen und fördern.
Aktien von naturbewussten Unternehmen: Manche Firmen tun richtig viel für die Biodiversität, zum Beispiel durch den Schutz von natürlichen Lebensräumen oder nachhaltige Landwirtschaft. Wenn du in solche Firmen investierst, unterstützt du deren Maßnahmen zur Erhaltung der Artenvielfalt.
Grüne Anleihen (Green Bonds): Diese speziellen Anleihen finanzieren umweltfreundliche Projekte, die die Biodiversität fördern, wie zum Beispiel Aufforstung oder den Schutz von Korallenriffen. Dein Geld hilft direkt dabei, solche Projekte umzusetzen.
Engagier dich: Als Anleger*in kannst du auch deine Stimme nutzen, um Unternehmen zu ermutigen, mehr für die Biodiversität zu tun. Das geht durch Abstimmungen bei Hauptversammlungen oder direkte Kommunikation mit den Unternehmen.
Mit CLEANVEST etwas gegen die Biodiversitätskrise tun
Es steht außer Frage, dass wir etwas gegen die Biodiversitätskrise tun müssen. Wir können an ganz vielen unterschiedlichen Ecken beginnen. Da es als Privatperson oft sehr schwierig ist, Fonds und ETFs hinsichtlich Biodiversität und Artenschutz zu beurteilen, machen wir es dir mit CLEANVEST leichter.
Mit unserem CLEANVEST Filter „Artenschutz“ stellst du sicher, dass deine Investments nicht zum Aussterben bedrohter Tier- oder Pflanzenarten beitragen oder deren Lebensräume negativ beeinflusst werden.
Bei der Recherche orientiert man sich hauptsächlich an der roten Liste der IUCN (International Union for Conservation of Nature’s Red List of Threatened Species). Das bedeutet, berücksichtigt werden jene Unternehmen, deren Geschäftstätigkeit laut Berichten von Medien oder NGOs der vergangenen 12 Monate selbst oder durch ihre Lieferkette einen direkten oder indirekten negativen Einfluss auf gefährdete Tier- oder Pflanzenarten (ab Gefährdungsstufe „gefährdet“ und höher laut IUCN Red List) hat. Bei Staatsanleihen wird ein genaues Auge auf die rechtsstaatlichen Institutionen geworfen und inwiefern die betroffenen Staaten auf die oben beschriebenen Vorfälle reagieren oder sogar illegal mitgewirkt haben.
Das ist aber nur eine von ganz vielen weiteren Möglichkeiten, wie du Biodiversität in deine Anlageentscheidungen mit einfließen lassen kannst.
Fazit: Die Biodiversitätskrise mit unseren Geldentscheidungen bekämpfen
Die Biodiversitätskrise ist eine der größten Herausforderungen unserer Zeit, aber sie ist auch eine Chance für uns, aktiv zu werden und einen positiven Einfluss zu nehmen. Jede Entscheidung, die wir treffen, kann einen Unterschied machen. Indem wir unser Geld bewusst investieren, können wir Unternehmen und Projekte unterstützen, die sich für den Schutz und die Förderung der Artenvielfalt einsetzen.
Stell dir vor, wie viele Menschen wir erreichen könnten, wenn jede*r von uns einen kleinen Beitrag leistet. Ob durch nachhaltige Fonds, grüne Anleihen oder durch Engagement als Anleger*in – jeder Schritt zählt. Die Natur ist unsere Lebensgrundlage, und es liegt in unserer Hand, sie zu bewahren.
Lass uns gemeinsam dafür sorgen, dass die Welt auch für kommende Generationen lebenswert bleibt. Mit unseren Investitionen können wir nicht nur eine bessere Zukunft schaffen, sondern auch zeigen, dass wirtschaftlicher Erfolg und der Schutz der Biodiversität Hand in Hand gehen können. Packen wir es an – für uns, für die Natur und für die Zukunft unseres Planeten.
Weiterführende Infos für dich zu dem Thema Biodiversität & Artenschutz
Du interessiert dich auch so sehr für das Thema und möchtest noch mehr über Biodiversität und Artenschutz lernen? Dann habe ich hier noch einige spannende und wirklich gute Quellen zu dem Thema:
Buchtipps
- Das große Insektensterben: Was es bedeutet und was wir jetzt tun müssen. | Andreas H. Segerer & Eva Rosenkranz
- Was hat die Mücke je für uns getan? | Frauke Fischer, Hilke Oberhansberg
- Vom Verschwinden der Arten | Friederike Bauer, Professor Katrin Böhning-Gaese
- Rebellen der Erde – Wie wir den Boden retten und damit uns selbst | Benedikt Bösel
Weitere spannende Blogartikel & Quellen
- WWF: Biodiversitätsratgeber
- WWF: Wissen Sie, was Biodiversität bedeutet?
- Umweltbundesamt: Biodiversität
- SDG 14 – Leben unter Wasser
- SDG 15 – Leben an Land
- CLEANVEST: Artenschutz – ein vergessenes Thema
- CLEANVEST: Biodiversität – Vielfältige Lösungen für eine vielfältige Welt
- Greenpeace: Biodiversität – Lebensräume & Arten schützen
- Greenpeace: Kipppunkte im Klima gefährden auch die Artenvielfalt
Film- & Video-Tipps:
- Netflix: Kiss the Ground
- Netflix: Mission Blue
- Netflix: David Attenborough – Mein Leben auf unserem Planeten
- Netflix: Chasing Coral
- Image-Kampagnen im Tierreich – Biene gegen Borkenkäfer | ZDF Magazin Royale (Biene gegen Borkenkäfer)
Falls du noch mehr Filmtipps brauchen kannst, habe ich hier meine liebsten Netflix Filme gesammelt, die mir im Laufe der letzten Jahre die Augen geöffnet haben.