Du fragst dich, was nachhaltige ETFs sein sollen oder was man grundsätzlich darunter versteht? Dann bist du hier genau richtig. Du erfährst warum ETFs allgemein so beliebt sind und ob du mit nachhaltigen ETFs tatsächlich nachhaltig, grün & deinen Werten entsprechend investieren kannst.
Was ist ein ETF überhaupt?
Bevor wir über nachhaltige ETFs reden, klären wir mal gleich am Anfang was ein ETF überhaupt sein soll. Grundsätzlich steht die Abkürzung für Exchange Traded Fund (=börsengehandelter Indexfonds). Das bedeutet, dass ein sogenannter Indexfonds direkt an der Börse gehandelt wird.
Und jetzt auf Deutsch…
Wenn du an der Börse investieren möchtest, gibt es viele unterschiedliche Möglichkeiten an Wertpapieren wie z.B. Aktien, Anleihen, Fonds, ETFs, & noch vieles mehr. Wenn du dir einzelne Aktien kaufen würdest, dann besitzt du als Aktionär*in sozusagen ein klitzekleines Stück des jeweiligen Unternehmens und trägst damit auch das volle Risiko für dein investiertes Geld. Bei Anleihen ist das Risiko zwar schon etwas geringer, weil du dein Geld dann nur für eine gewisse Zeit „verborgst“.
Fonds & ETFs dagegen bündeln dir viele unterschiedliche Wertpapiere wie Aktien & Co. in einem einzigen Finanzprodukt.
Das bedeutet, du kannst mit nur einem einzigen ETF in bis zu 2.000 Unternehmen weltweit investieren, ohne dass du dir alle Aktien einzeln kaufen musst. Dadurch minimierst du dein Risiko enorm, weil du ja nicht auf ein einziges Pferd (Unternehmen) setzen musst.
Stell dir das vor, wie einen riesengroßen bunten Blumenstrauß. Würdest du dir nur eine einzige Blume kaufen, dann bist du sicher sehr schnell traurig, wenn diese nach ein paar Stunden verwelkt. Wenn du dir aber einen riesigen Blumenstrauß mit über 1.000 Blumen kaufst, dann wird es dir vielleicht gar nicht auffallen, wenn eine Blume daraus nach wenigen Stunden verwelkt.
So ähnlich kannst du dir das bei ETFs auch vorstellen. Wenn es einzelnen Unternehmen aus über 1.000 unterschiedlichen mal schlechter geht, dann sind ja noch ganz viele weitere Unternehmen in deinem ETF, die das ausgleichen.
Warum sind ETFs so beliebt?
Vielleicht kannst du dir jetzt schon ausmalen, was einer der Gründe ist, warum ETFs so beliebt sind. Neben der breiten Risikostreuung bei ETFs sind sie noch dazu sehr günstig. Du kannst also mit einem ETF weltweit gestreut investieren – und das noch dazu kostengünstig zu niedrigen Preisen.
Wie das so günstig geht?
Du weißt jetzt schon, dass ETFs direkt an der Börse gehandelt werden. Das bedeutet auch, dass es da kein Fondsmanagement oder Ähnliches gibt, welches bezahlt werden muss. Die Basis für einen ETF ist nämlich immer ein bestimmter (Aktien-)Index und das passiert dann automatisiert. Da kein Fondsmanagement aktiv darüber entscheidet, welches Unternehmen in den ETF darf oder eben nicht, musst du auch niemanden dafür bezahlen. Deshalb werden ETFs als passives Finanzprodukt bezeichnet und können deutlich günstiger angeboten werden.
Gibt es jetzt aber auch nachhaltige ETFs?
Naja, das kommt darauf an, was du unter „nachhaltig“ verstehst und wie viel Kompromisse du bereit bist, einzugehen. Denn beim Investieren in nachhaltige ETFs gibt es ein ganz großes Problem: Es fehlt noch immer eine einheitliche Definition, was Nachhaltigkeit überhaupt bedeutet.
Grundsätzlich wenn du dich zu Beginn auf die Suche nach nachhaltigen ETFs machst, dann kannst du Ausschau nach den Kürzeln ESG, SRI & Co halten.
Hinter den drei Buchstaben ESG steckt: E (Environment) für Umwelt, S (Social) für Gesellschaft & G (Governance) für unternehmerische Verantwortung. SRI (=Socially Responsible Investing) steht für sozial verantwortliches Investieren und verfolgt oft einen noch strengeren Ansatz als ESG, wenn es um Nachhaltigkeit geht.
Darüber hinaus können auch Bezeichnungen wie „ESG Leaders“, „ESG Screened“, „ESG Enhanced“, „Low Carbon“, „paris aligned“, „ex CW (ex Controversial Weapons)“ etc. auf einen nachhaltigen ETF hindeuten.
Aber Achtung, nur weil ESG, SRI & Co. im Namen stehen, muss das nicht bedeuten, dass es sich um einen ehrlich nachhaltigen ETF handelt. Da es eben keine offizielle Definition von Nachhaltigkeit gibt, werden viele ETFs als nachhaltig & grün verkauft, obwohl sie das gar nicht sind. Dann reden wir klassisch von Greenwashing. Leider werden hier viele Investor*innen an der Nase herumgeführt.
Wenn du also auf der Suche nach einer ehrlich nachhaltigen Geldanlage bist, die deinen Werten entspricht, dann solltest du ein genaues Auge auf den jeweiligen nachhaltigen ETF werfen.
Dazu kommt ja auch noch, dass jede*r von uns ein anderes Verständnis von Nachhaltigkeit hat. Du kannst vielleicht Atomkraft für super halten, weil es grundsätzlich eine saubere Energie ist, die kein CO2 ausstößt. Ich dagegen mache mir aber Sorgen um den Atommüll, von dem wir immer noch nicht wissen, wie wir ihn entsorgen sollen. Ein klares und eindeutiges Richtig oder Falsch ist hier sehr schwierig. Genau das macht das nachhaltige Investieren so schwierig.
Was gilt es zu beachten bei nachhaltigen ETFs?
Auch wenn es schwierig ist, einen 100% perfekten nachhaltigen ETF zu finden, sehe ich sie trotzdem als ideales Finanzprodukt für Einsteiger*innen ins nachhaltige Investieren.
Du …
- hast die Möglichkeit, mit wenig Geld zu starten (z.B. in Form eines ETF-Sparplans)
- kannst dein Risiko auf viele Unternehmen aus aller Welt aufteilen und
- hast dabei sehr geringe Kosten.
Die Welt retten wirst du mit nachhaltigen ETFs sicher nicht. Sei dir dessen bitte bewusst, auch wenn du oft etwas anderes lesen wirst. Diese Mammutaufgabe braucht aber auch nicht auf deinen Schultern zu lasten.
Die Wahl für einen nachhaltigen ETF ist jedenfalls schon ein wichtiges Zeichen für den Kapitalmarkt. Denn das zeigt, dass dir Nachhaltigkeit bei deiner Geldanlage am Herzen liegt.
Wichtig ist vor allem, dass du einen ETF findest mit dem du dich wohl fühlst und der zu deinem Verständnis von Nachhaltigkeit passt. Du wirst sehen, wenn du dich mit deinem Geld und Nachhaltigkeit auseinandersetzt, gibt es noch so viele weitere Möglichkeiten wie du einen positiven Einfluss haben kannst.
Zurück zu den nachhaltigen ETFs…
Denn es gilt (fast) immer: Da wo es Vorteile gibt, muss man sich auch die Nachteile ansehen.
Da ETFs passive Finanzprodukte sind, können sie nicht nur sehr schwer auf den Markt reagieren (z.B. bei Krisen oder Skandalen), sondern haben auch grundsätzlich keine (oder nur sehr wenig) nachhaltige Wirkung. Die Gefahr von Greenwashing ist grundsätzlich beim nachhaltigen Investieren sehr groß, aber bei nachhaltigen ETFs meiner Einschätzung nach noch größer.
Zusätzlich musst du auch bedenken, je strenger du bei deiner Definition von Nachhaltigkeit bist, desto mehr Unternehmen wirst du wahrscheinlich ausschließen wollen. Das bedeutet dann auch wieder, dass deine Diversifikation geringer ist. Viele sehen das als größeres Risiko.
Ich persönlich habe da wohl einen etwas anderen Zugang zu diesem Gedanken. Für mich als langfristige Investorin ist nämlich Qualität wichtiger als Quantität. Schließlich möchte ich in nachhaltig agierende Unternehmen investieren, die sich mit den Risiken unserer Zukunft auseinandersetzen. Das bedeutet für mich, dass diese nicht nur im Einklang mit Mensch und Natur wirtschaften sollen, sondern sich auch Lösungen für die Herausforderungen der Klimakrise & Co. überlegen. Unter diesem Gesichtspunkt bin ich bereit in weniger, aber dafür vorausschauende Unternehmen zu investieren.
Nachhaltige ETFs: Was du dir merken solltest
- Du kannst mit ETFs kostengünstig & weltweit gestreut investieren und dir damit ein langfristiges Vermögen aufbauen
- Wenn du nachhaltige ETFs suchst, halte Ausschau nach den Kürzeln ESG, SRI & Co.
- Das Problem beim nachhaltigen Investieren ist aber immer noch die fehlende allgemein gültige Definition von Nachhaltigkeit – Gefahr von Greenwashing
- Nachhaltige ETFs eignen sich dennoch ideal als Einstieg ins nachhaltige Investieren, um sich kostengünstig ein langfristiges Kapital aufzubauen (auch wenn sie nicht perfekt sind)
- Denn wenn es ums nachhaltige Investieren geht: Jede Entscheidung FÜR einen nachhaltigen ETF, (statt einem konventionellen ETF) ist eine Entscheidung FÜR unsere Zukunft. Damit auch ein wichtiges Zeichen für die Finanzwelt, dass uns Nachhaltigkeit in der Geldanlage wichtig ist.
