Hast du denn schon mal einen genaueren Blick auf deinen MSCI World geworfen und hinterfragt, welche Unternehmen im MSCI World drin sind? Nein? Dann machen wir das doch mal gemeinsam und du sagst mir dann später, was du davon haltest und ob das für dich in Ordnung ist (oder vielleicht auch nicht).
Was schauen wir uns an:
Was ist der MSCI World?
Der MSCI World ist ein Index, welcher die wirtschaftliche Entwicklung des Weltmarktes darstellen soll. Im MSCI World sind grundsätzlich rund 1.500 Unternehmen aus 23 unterschiedlichen Industrieländern (wie USA, Japan, europäische Länder, etc.) enthalten. Diese 1.500 Unternehmen setzen sich aus unterschiedlichsten Branchen und Ländern zusammen. Insgesamt repräsentieren sie damit 85 % des Aktienmarktes in diesen 23 Ländern. Da du mit dem MSCI World dein Risiko auf so viele Länder und Branchen verteilen kannst, ist er eine beliebte Basis fürs Investieren in Welt-ETFs.
Vor allem für Privatinvestor*innen ist ein Welt-ETF, um das Risiko so breit als möglich zu streuen, mittlerweile nicht mehr weg zu denken. Wenn dir allerdings Nachhaltigkeit bei deiner Geldanlage am Herzen liegt, dann wird es dir vielleicht gerade beim MSCI World sauer aufstoßen.
Warum? Werfen wir mal einen näheren Blick auf die größten Positionen im MSCI World..
Wie viele und welche Titel sind im MSCI World?
Die aktuelle Zusammensetzung (Stand 31.12.2022) des MSCI Worlds liegt bei 1.508 Aktien.
Folgende Top 20 Unternehmen findet man aktuell im Welt-Index:
- Apple (4,18 % | IT | Hardware Technologie, Speicherung & Peripheriegeräte)
- Microsoft (3,41 % | IT | System-Software)
- Amazon (1,54 % | Konsum | Einzelhandel)
- Alphabet A (1,06 % | Kommunikation | Interaktive Medien & Dienste) = Google
- Unitedhealth Group (0,99 % | Gesundheit | Managed Health Care)
- Alphabet C (0,99 % | Kommunikation | Interaktive Medien & Dienste) = Google
- Johnson & Johnson (0,93 % |Gesundheit | Pharmaunternehmen)
- Exxon Mobil (0,92 % | Energie | Erdöl- & Erdgaskonzern)
- Berkshire Hathaway (0,81 % | Finanzen | Multi-Sektor-Unternehmen)
- JPMorgan Chase & Co. (0,79 % | Finanzen | Diversifizierte Banken)
- Nvidia (0,73 % | IT | Halbleiter)
- Procter & Gamble Co. (0,72 % | Konsum, Basis | Haushaltsartikel)
- Visa (0,68 % | IT | Datenverarbeitungs- & Outsourcing-Dienste)
- Chevron Corp (0,67 % | Energie | Erdöl- und Erdgasunternehmen)
- Tesla (0,66 % | Konsum, zyklisch | Hersteller von Kraftfahrzeugen)
- Home Depot (0,65 % | Konsum, zyklisch | Einzelhandel: Bau- & Heimwerkerbedarf
- Nestle (0,64 % | Konsum, Basis | Abgepackte Lebensmittel & Fleisch
- Mastercard (0,60 % | IT | Datenverarbeitungs- & Outsourcing-Dienste)
- Lilli (Eli) & Company (0,59 % | Gesundheit | Pharmaunternehmen)
- Pfizer (0,58 % | Gesundheit | Pharmaunternehmen)
Den größten Branchenanteil im MSCI World nimmt sich damit der IT Bereich mit rund 20 %, gefolgt vom Gesundheitssektor mit rund 15 % und dem Finanzsektor mit 14 %.
Wenn du einen Teil der Unternehmen vielleicht ohnehin schon kennst, wird dir vielleicht auch auffallen, dass wir hier einen sehr starken USA-Fokus haben. Die Länderverteilung für den MSCI World sieht nämlich wie folgt aus: 68 % USA, ~6 % Japan, ~4 % Großbritannien, weitere..
Die Daten dazu habe ich einerseits aus dem Factsheet von MSCI, aber auch von der Länder- & Branchenaufteilung zum MSCI World Index von Stiftung Warentest.
Vielleicht ist es dir jetzt schon etwas aufgefallen…
Wenn dir Nachhaltigkeit wichtig ist, dann wirst du dich hier sicher über das eine oder andere Unternehmen ärgern, oder? Ist es Amazon? Die Google Mutter Alphabet? Das Öl- & Gasunternehmen Exxon Mobil? Nestle?
So viele Augen kann ich da gar nicht zu drücken, dass mir jemand erklären kann am konventionellen MSCI World ist irgendetwas nachhaltig? Und das waren ja auch NUR 20 der insgesamt rund 1.500 Unternehmen.
Ich verwende sehr gerne unterschiedliche Vergleichsplattformen, um mir ein Bild davon zu machen, wie nachhaltig oder nicht nachhaltig ein ETF ist. Bei einer davon (Faire Fonds), mag ich es besonders gerne, dass wir eine genaue Auflistung der Unternehmen bekommen und vor allem auch in welchen kontroversen Branchen sie tätig sind. Darüber hinaus gibt es auch Kurzbeschreibungen zu den einzelnen Unternehmen.
Die Chance nutzen wir jetzt mal und finden raus, welche Unternehmen wir noch so in klassischen MSCI World ETFs finden können.
Welche Aktien sind neben den Top 20 noch im MSCI World drin?
Es folgen jetzt natürlich nur einzelne Beispiele und keine vollständige Abbildung des gesamten MSCI World. Aber dennoch sind wir jetzt bei einer meiner liebsten Dinge bei der ETF-Analyse.
Also mal schauen, was sich so finden lässt…
Die Kategorie der Kohleunternehmen ist jedenfalls gut vertreten. Sie verursachen mit dem Abbau und der Verstromung von Kohle nicht nur einen erheblichen Schaden für die Umwelt, sondern zählen auch als eine der größten Emittenten von Treibhausgasen. Folgende Aktien findet man im MSCI World: Duke Energy Corp., Dominion Energy Inc., Glencore PLC und noch weitere Kohlefirmen.
Neben Exxon Mobil, dem klassischen Erdöl- & Erdgasunternehmen, welches in den meisten MSCI World ETFs bereits in den Top 10 auftaucht, gibt es noch einige weitere, die mit ihrem Fracking die Umwelt zerstören. Um nur eine Auswahl zu nennen, finden wir Shell, BP, ConocoPhillips Co. & noch viele mehr.
Aber auch die Waffenindustrie ist nicht schlecht vertreten. Darunter finden sich neben Lockheed Martin Corporation – ein Rüstungskonzern, der weltweit 2020 den größten Umsatz mit Rüstung gemacht hat – auch noch Raytheon Technologies, General Dynamics oder Boeing Co..
Boeing? Das Unternehmen, welches Flugzeuge baut?
Ja du hast richtig gelesen. Boeing ist nämlich nicht nur der zweitgrößte Hersteller von Luft- und Raumfahrttechnik und damit einer der größten Emittenten von Treibhausgasen. Nein, zusätzlich war es laut dem Stockholmer Internationalen Friedensforschungsinstitut (Sipri) im Jahr 2020 der drittgrößte Rüstungshersteller der Welt. Die Liste der Rüstungsunternehmen könnte man noch lange fortsetzen. Leider!
Grundsätzlich könnte ich diese Liste an kontroversen Unternehmen, die mir sauer aufstoßen lassen, noch lange fortsetzen. British American Tobacco als eines der größten Tabakunternehmen weltweit darf im Welt-ETF natürlich auch nicht fehlen. Nike, was besonders in Hinblick auf Arbeitsrechte immer wieder negativ auffällt, ist auch mit drin. Starbucks – ein Unternehmen das mit diversen Menschenrechtsverletzungen in der Lieferkette (Brasilien) konfrontiert ist findet sich auch im MSCI World. Und so weiter und so fort…
Jetzt kenne ich eines der Argumente, welches ich immer wieder höre…
„Ja, aber das sind nur so kleine Anteile im gesamten ETF. Das ist doch nur halb so schlimm.“
Abgesehen davon, dass das ja nur die rein offensichtlich kontroversen Unternehmen sind, gibt es auch noch viele weitere die auf den ersten Blick harmlos wirken. Dennoch zählt hier für mich.. wie sagt man so schön..
„Auch Kleinvieh macht Mist.“
Um dir ein konkretes Beispiel anzuführen, habe ich jetzt die Zahlen des iShares Core MSCI World UCITS ETF USD (Acc) (IE00B4L5Y983) abgebildet. Immerhin ist dieser ETF mit einem Fondsvolumen von über 40 Mrd. € definitiv einer der größten.
Bei diesem MSCI World ETF sind insgesamt rund 33 % des Gesamtvolumens des Fonds in kontroverse Unternehmen investiert.
Sieht man sich die einzelnen Bereiche näher an, dann verstoßen knapp 21 % der Unternehmen gegen Arbeitsrechte. Ein genauso hoher Anteil an Unternehmen verstoßt auch gegen Menschenrechte. Knapp 12 % tragen zur Klimakrise bei (da bin ich mir nicht sicher, wie das genau beurteilt wird, denn das kommt mir sehr gering vor). 6,2 % des ETFs stecken in Öl- & Gasunternehmen und weitere Beteiligungen im Bereich der Umweltzerstörung, Kohle und Rüstung.
Ja mir ist schon bewusst, jede*r hat eine andere Definition von Nachhaltigkeit. Was für die eine oder den anderen gar nicht so schlimm klingt, ist für andere nicht vertretbar. Aber unumstritten bleibt trotzdem, dass meiner Meinung nach ein sehr großer Teil der Unternehmen im MSCI World trotzdem ein absolutes No-Go sind.
Für mich steht fest, ich möchte mit solchen Unternehmen keinen einzigen Euro verdienen.
Passive Investor*innen blenden diese Tatsache gerne oft aus und reden sich ein, „ja aber ich hab ja ein passives Finanzprodukt, damit kann ich aktiv ja keinen Schaden anrichten.“ NEIN, denn meiner Meinung nach (und auch der Wissenschaft zufolge) hat das trotzdem einen erheblichen Einfluss darauf, was in dieser Welt so alles passiert.
Was bedeutet das nun für dich als Investor*in?
Ein Großteil dieser Unternehmen schütten Dividenden aus. Das bedeutet, du profitierst direkt von den Gewinnen, der z.B. Ölunternehmen oder Waffenproduzenten im MSCI World.
Jetzt stellt sich für dich eine ganz einfache Frage…
Möchtest du mit diesen Geschäften dein Geld verdienen?
Ich bin überzeugt davon, dass wir als Investor*innen genauso die Verantwortung übernehmen müssen. Es ist schließlich dein Geld, welches du da investierst und damit hat es automatisch eine Wirkung für welche Finanzprodukte du dich entscheidest.
Oft begegne ich Menschen, denen Nachhaltigkeit sehr am Herzen liegt und laufend von Politik, Unternehmen & Co. Veränderung fordern. Meine Meinung dazu: Ja absolut und es muss noch viel mehr getan werden. ABER trotzdem hat auch jede*r von uns genauso Verantwortung fürs eigene Geld und was wir damit machen. Denn selbst wenn du dich nicht mit dem Investieren auseinandersetzt, dann investiert deine Hausbank in solche Unternehmen. Das macht die Sache auch nicht besser.
Wenn wir nicht endlich anfangen zu hinterfragen, was mit unserem Geld passiert und lieber die Scheuklappen auflassen wollen, dann sind wir um kein Gramm besser als die Politiker*innen & Unternehmen, die nichts verändern (wollen).
Deshalb setz dich mit deiner persönlichen Geldanlage auseinander und hinterfrage, in was du investierst.
Wenn du dich jetzt auf die Suche nach einem nachhaltigen ETF machen möchtest, bei dem zumindest ein Teil der kontroversen Unternehmen ausgeschlossen wird, dann schau gerne mal bei einem meiner weiteren Blogartikel vorbei: