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4 Glaubenssätze, die dich vom nachhaltigen Investieren abhalten

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Denkst du auch, dass es sowieso nichts bringt nachhaltig zu investieren? Dieser und viele andere Glaubenssätze halten dich vielleicht noch immer vom nachhaltigen Investieren ab. Nach diesem Blogartikel hoffentlich nicht mehr. 😉

Welche Glaubenssätze haben sich denn bei dir eingeprägt?

Keiner dieser vier Glaubenssätze, sollte dich in Zukunft vom nachhaltigen Investieren abhalten. Daher räume ich in diesem Blogbeitrag mal ein wenig mit diesen alten Denkmustern auf.

Gerade beim nachhaltigen Investieren gibt es keine einheitliche Definition was „nachhaltig“ überhaupt bedeutet.  Das macht es sehr schwierig eine klare Abgrenzung zu schaffen. Manche davon haben eine größere Wirkung, manche eine kleinere.

Aber Fakt ist trotzdem, dass wir mit unseren Investitionsentscheidungen ein Zeichen am Kapitalmarkt setzen können und sollten. Vor allem die folgenden veralteten Denkmuster sollten uns davon nicht abhalten…

 

#1: Mit nachhaltigem Investieren wird die Welt auch nicht nachhaltiger.

„.. es hat viel mehr Wirkung, wenn ich nachhaltig konsumiere. Das tut dem Unternehmen viel mehr weh.“ Naja jein…

Grundsätzlich ist es natürlich großartig, wenn du einen nachhaltigen Konsum und Lebensstil an den Tag legst. Weiter so! Aber… ich bin trotzdem auch davon überzeugt, dass wir von beiden Seiten eine Wirkung haben können. Also warum entweder oder? Nutzen wir doch einfach beides.  

Sehr oft kommt dieser Vorwurf im Zusammenhang mit dem nachhaltigen Investieren in ETFs. Denn bei Aktien (bzw. Aktien-ETFs) handelt es sich um Finanzprodukte am Sekundärmarkt. Du kannst dir das wie Second Hand Shopping vorstellen. Das bedeutet, dass das Unternehmen nicht direkt Geld bekommt, wenn du z.B. eine Aktie kaufst. Das Geld fließt nur zwischen den beiden Aktionär*innen.

Für mich sind nachhaltige ETFs sicher kein dunkelgrünes Finanzprodukt, aber sie eignen sich trotzdem super für einen risikoarmen Einstieg ins Investieren. Es stimmt zwar, dass keine unmittelbare nachhaltige Wirkung messbar ist, ABER es lohnt sich dennoch, ein wenig genauer hinzusehen.

Auf zwei Punkte würde ich dazu gerne näher eingehen:

(1) Der Druck am Kapitalmarkt wird immer größer

Jedes börsennotierte Unternehmen ist aus einem bestimmten Grund an der Börse – weil es irgendwann mal Geld gebraucht hat. Ja, bei einem Aktienkauf fließt zwar kein Geld mehr direkt an das Unternehmen, aber es hat trotzdem einen Einfluss auf das Image des Unternehmens.

Je „beliebter“ eine Aktie an der Börse ist, desto höher steigen die Aktienkurse und das ist natürlich ein wichtiges Ziel für viele Unternehmen. Immerhin ist es auch Aufgabe des Unternehmens die Investor*innen zufrieden zu stellen. Je mehr nachhaltige Investor*innen es gibt, die Nachhaltigkeit & Transparenz fordern, desto stärker gerät ein Unternehmen unter Druck und muss handeln. Daher kann es sehr wohl eine Wirkung haben, wenn du ein Zeichen setzt und dich für einen nachhaltigen ETF entscheidest, statt einen herkömmlichen zu wählen.

Ok, so weit so gut. Aber es gibt noch einen zweiten wichtigen Punkt, wenn es um die Wirkung beim nachhaltigen Investieren geht.

(2) Die Wahl des Fonds- bzw. ETF-Anbieters ist entscheidend

Sobald du einen ETF kaufst, gibst du dein Stimmrecht als Aktionärin ab. Das bedeutet, der Vermögensverwalter bzw. ETF-Anbieter darf in deinem Namen bei Hauptversammlungen abstimmen. Je nachdem für welchen ETF-Anbieter du dich entscheidest, kann es einen Unterschied machen, ob der Vermögensverwalter FÜR oder GEGEN Klimaschutz bei wichtigen Entscheidungen stimmt.

Fragst du dich vielleicht gerade, was überhaupt ein Vermögensverwalter ist?

Große Vermögensverwalter wie z.B. Blackrock (iShares), VanGuard, UBS, etc. sammeln von vielen unterschiedlichen Menschen Geld ein. Dieses Geld wird dann von ihnen verwaltet und sie investieren es in unterschiedliche Wertpapiere (Aktien, Fonds, ETFs & Co.). Dadurch verwalten sie eine sehr große Geldsumme. Für Unternehmen gelten sie daher als Großinvestor und sind ein wichtiger Vertreter bei Unternehmensentscheidungen.

Genau deshalb ist es falsch zu denken, dass es keine Auswirkung hat, für welchen nachhaltigen ETF du dich entscheidest. Auch wenn es sich um ein passives Finanzprodukt handelt, der jeweilige ETF-Anbieter hat viele weitere Finanzprodukte und damit auch eine große Macht bei Entscheidungen. Daher ist es jedenfalls eine Überlegung wert, welchem Vermögensverwalter du deine Stimme gibst.

#2: Ich lasse mein Geld lieber bei der Bank liegen, dort kann es keinen Schaden anrichten.

Das ist leider ein ganz hartnäckiger Denkfehler, der noch immer in unseren Köpfen festsitzt.

Da muss ich dich leider gleich enttäuschen, denn dein Erspartes liegt nicht einfach im Keller bei der Bank und wartet auf dich, bis du es wieder abhebst. Nein ganz im Gegenteil, die Bank arbeitet mit deinem Geld und es wird in Sekundenschnelle um den Globus geschickt.

Das Geld ist ständig in Bewegung und wird in Form von Krediten an andere Unternehmen verliehen. Die Bank kann daher entscheiden, ob sie die nächste Ölbohrinsel finanziert oder lieber den Ausbau erneuerbarer Energie. Was meinst du, was wäre dir lieber?

Die Bank braucht zwar dein Geld nicht direkt, um Kredite zu vergeben, aber sie will es trotzdem unbedingt haben. Denn je mehr Geld, desto mehr Macht.

Wenn du dein Geld zum Beispiel bei einer nachhaltigen Bank liegen hast, dann fließen Kredite an zukunftsfähige Unternehmen, die im Einklang mit Mensch und Natur wirtschaften. Das bedeutet, es werden mehr Kredite für den Ausbau erneuerbarer Energie, nachhaltige Landwirtschaft, Förderung von sozialen Projekten & Co. vergeben. Für Unternehmen die unserem Planeten schaden, soll dadurch dann weniger Geld für Finanzierungen übrig bleiben.

Es ist völlig ok, wenn du dich selbst nicht mit dem Thema Investieren auseinandersetzen möchtest. Aber gerade dann ist es wichtig zu bedenken, welche Bank mit deinem Geld arbeiten darf und damit einen großen Einfluss hat.

#3: Mein bisschen Geld macht doch keinen Unterschied

Ganz falsch! Jeder einzelne Euro kann einen Unterschied machen, denn Geld hat einfach immer eine Wirkung.

Mit jeder Kaufentscheidung im Supermarkt hast du schon einen Einfluss. Selbst wenn du nichts damit machst und es bei der Bank rumliegen lässt, arbeitet dein Geld im Hintergrund. Deshalb hat auch jeder monatliche Sparplan mit nur 25€ eine Wirkung. Denn damit setzt du ein klares Zeichen am Kapitalmarkt, dass dir nicht egal ist, was mit deinem Geld passiert.

Wenn du dich noch erinnerst, haben wir weiter oben im Blogartikel schon darüber gesprochen, wie viel Wirkung deine Entscheidung bei der Wahl des ETF-Anbieters hat. Hier kann es dann nämlich einen großen Unterschied machen, wie der jeweilige Vermögenverwalter in den Hauptversammlungen abstimmt.

Gibst du dein Geld also jemandem, der dann für maximalen Profit & Ausbeutung der Natur stimmt oder doch jemandem der sich für Klimaschutz entscheidet? Mit der Wahl des jeweiligen Vermögensverwalters hast du es also in der Hand, wem du deine Stimme gibst. Die NGO ShareAction veröffentlicht z.B. regelmäßig den Bericht „Voting Matters“ mit dem Stimmverhalten unterschiedlicher Vermögensverwalter. Wirf mal einen Blick rein – vielleicht hilft dir das bei der nächsten Entscheidung. 

Abgesehen davon, ist das Universum des nachhaltigen Investierens ja noch viel größer. Es gibt so viele unterschiedliche Möglichkeiten, bei denen du wirklichen Impact haben kannst. Eine davon wäre z.B. Crowdinvesting – so kannst du mit kleinen Beträgen ganz konkrete nachhaltige Projekte unterstützen. Aber Vorsicht: bei dieser Form des Investierens gehst du ein viel größeres Risiko ein und musst im schlimmsten Fall mit einem Totalverlust rechnen.

Einen Denkfehler gibt es noch, der in unseren Köpfen festsitzt…

#4: Mit nachhaltigem Investieren kann man kein Geld verdienen

Ich finde es eigentlich grundsätzlich schon sehr schade, dass so viele Menschen automatisch davon ausgehen: „Wenn wir nicht Mensch & Umwelt ausbeuten, kann ja für uns gar nichts dabei rausschauen.“

Aber ich kann dir sagen, unterschiedliche Studien zeigen, dass du sehr wohl mit nachhaltiger Geldanlage Gewinne machen kannst. Außerdem gibt es keinerlei wissenschaftlichen Beweise, dass nachhaltige Geldanlagen schlechter abschneiden als der übrige Markt.

Vielleicht ein kurzer Gedankenanstoß: Muss es denn immer um maximale Gewinne gehen? Was spricht denn dagegen, nachhaltig zu investieren mit einer soliden wachsenden Rendite (=Gewinn) damit ich mir ein Vermögen aufbauen kann – ohne das Mensch & Natur dabei leiden müssen?

Dann sind es vielleicht keine 15 % Gewinn die wir machen, sondern „nur“ 8 %. Das ist immer noch um einiges mehr, als wenn wir es auf dem Sparbuch herumliegen lassen würden. Denn dort verliert unser Geld aufgrund der niedrigen Zinsen und hohen Inflation auf alle Fälle an Wert. 

Es sollte einfach wieder um die richtige Balance zwischen „nicht zu viel & nicht zu wenig – einfach genug, dass es reicht“ gehen. Dafür gibt es im Schwedischen übrigens ein eigenes Wort: Lagom 😉

Und dazu noch ein ganz wichtiger Aspekt, der oft vergessen wird…

Beim nachhaltigen Investieren geht es nämlich auch darum, alle relevanten zukünftigen Risiken auf dem Schirm zu haben. Denn Klimarisiken sind nun mal auch Geschäftsrisiken. Je besseres Risikomanagement ein Unternehmen an den Tag legt, desto länger wird es Bestand haben. Was für uns als langfristige Investor*innen natürlich besonders wichtig ist.

Die ganze Welt befindet sich aktuell im Umbruch in Richtung einer nachhaltiger Wirtschaft. Unternehmen, die nicht auf diesen Zug aufspringen, werden früher oder später auf der Strecke bleiben. Es geht also nicht mehr nur um die Umwelt, sondern schlichtweg um das Wegbrechen von Gewinnen.

Die Frage sollte daher nicht heißen „Lohnt sich eine nachhaltige Geldanlage denn überhaupt?“ sondern viel mehr „Welche Unternehmen werden auf der Strecke bleiben, wenn sie sich nicht nachhaltig ausrichten?“ 

Schluss mit falschen Glaubenssätzen rund ums nachhaltige Investieren

Das waren sie also. Vier Glaubenssätze rund um das nachhaltige Investieren, die sich bis heute hartnäckig in unseren Köpfen verstecken. Aber du bist jetzt schlauer. Denn du weißt ab sofort, dass dich diese Gründe nicht mehr vom nachhaltigen Investieren abhalten müssen.  

Das nachhaltige Investieren bietet nicht nur unglaubliche Chancen für uns als Investor*innen, sondern stellt auch einen großen Hebel für die Energiewende und eine nachhaltige Zukunft dar. Ganz egal auf welche Art und Weise du nachhaltig investieren möchtest. Wichtig ist nur, dass wir dem Kapitalmarkt zeigen, dass es uns nicht egal ist, was mit unserem Geld passiert und wir hinterfragen was da passiert.

Interessante weitere Quellen zu dem Thema:

Probst, B., & Martin, N. (2022). Save for the Planet: Wie du nachhaltig investierst (Originalausgabe). Rowohlt Taschenbuch Verlag.

World’s Top Asset Management Firms – https://www.advratings.com/top-asset-management-firms

ShareAction Voting Matters 2021 

WWF Bankenstudie 2022