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#braindump: Was habe ich eigentlich im Master gelernt?

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Ich bin noch voller Tatendrang, weil ich letzte Woche mein Masterstudium Umwelt- & Nachhaltigkeitsmanagement an der IMC Krems abgeschlossen habe. Vor allem bin ich so stolz, dass ich tatsächlich noch einen zweiten Master (nach Wirtschafts- & Finanzkommunikation) gestartet habe und nebenbei mein Herzensprojekt Geld Kopf Bauch auf den Weg gebracht habe. Und jetzt habe ich ihn tatsächlich in der Tasche – meinen zweiten Master. Unglaublich. 

„Ja und was hast du da eigentlich gelernt, Madeleine?“

Nicht nur während des Studiums, sondern auch jetzt erreicht mich diese Frage immer wieder bzw. erkenne ich die fragenden Augen, wenn ich erzähle was ich studiere. Falls du dich das auch schon mal gefragt hast, dann hab ich jetzt ein paar Einblicke für dich. 

Was ich dazu aber gleich vorab noch sagen muss…

All das, was ich in den letzten zwei Jahren nicht nur auf professioneller, aber vor allem auf persönlicher Ebene gelernt habe, lässt sich gar nicht in einem Artikel alles zusammenfassen. Allein wenn ich daran denke, wie viel ich aus den wertvollen Diskussionen mit meinen Studienkolleg:innen, unseren Dozent:innen und Fachexpert:innen aus den unterschiedlichsten Branchen mit den vielfältigsten Meinungen mitgenommen habe. Einfach unbezahlbar.

Aber dennoch möchte ich dir zumindest gerne einen Einblick in unsere Abschlussprüfungen und Inhalte des Studiums geben.

Zu den Abschlussprüfungen..

Jetzt rückblickend betrachtet, finde ich, haben unsere Abschlussprüfungen ganz gut gezeigt, wofür wir in unserem Studium ausgebildet wurden. Etwas spitz formuliert würde ich es wahrscheinlich so zusammenfassen:

„Um die Nachhaltigkeitsberichte der Unternehmen in der Luft zerreißen zu können in Diskussionen.“

Naja ok das ist jetzt vielleicht etwas übertrieben. 😅 Aber so in etwa habe ich mich bei der Masterprüfung gefühlt, als ich gar nicht mehr aufhören konnte zu reden und in all den Nachhaltigkeitsberichten der Unternehmen überall Greenwashing aufgelauert bin. Wenn du mich schon besser kennst, weißt du, dass ich ewig reden könnte, wenn es um ein Thema geht, dass mich entweder begeistert oder aufregt.

Aber das war neben der Präsentation & Verteidigung der Masterarbeit (bei mir das Thema „Die Vermeidung von Greenwashing beim nachhaltigen Investieren in Österreich“) der dritte Teil der Abschlussprüfung. Es ging vor allem darum, die Nachhaltigkeit bzw. die Nachhaltigkeitsberichte von Unternehmen zu analysieren und zu bewerten.

Nicht nur über mein Lieblingsthema der Masterarbeit hätte ich stundenlang reden können, sondern auch die Nachhaltigkeitsberichte geben so einiges her zum Diskutieren. Denn wichtig dabei war es, sich nicht von oberflächlichen Blabla ablenken zu lassen (Stichwort Greenwashing), sondern wirklich einen genaueren Blick auf die Unternehmen zu werfen. Und glaub mir, das ist oft echt nicht leicht, selbst für jemanden, der in der Kommunikation arbeitet und ein Gefühl dafür hat, was oberflächliches blabla ist und was nicht. Unsere Aufgabe war es bei der Prüfung herauszufinden, ob die Unternehmen es mit der Nachhaltigkeit wirklich ernst nehmen.

Damit du dir das etwas besser vorstellen kannst, habe ich hier ein paar Fragen, die ich mir z.B. gestellt habe, um die Nachhaltigkeit eines Unternehmens zu „überprüfen“…  

👀 Übernimmt das Unternehmen Verantwortung für das eigene Kerngeschäft und setzt es hier ehrliche Maßnahmen in Richtung Nachhaltigkeit?

👀 Betrachtet das Unternehmen wirklich die gesamte Wertschöpfungskette oder nimmt es den einfachen Weg und schaut nicht über den Tellerrand hinaus (wofür es aber eigentlich genauso die Verantwortung hat)?

👀 Ist eine glaubwürdige Nachhaltigkeitsstrategie zu erkennen und wurden realistische Ziele (kurz-, mittel- & langfristig) definiert? Werden die Ziele wirklich klar auf den Punkt gebracht (Stichwort SMART?)

👀 Welche wesentlichen Themen hat das Unternehmen erfasst und werden auch die Ansprüche aller Stakeholdergruppen abgebildet? Inwiefern wurden Stakeholder in diesen Prozess eingebunden? Gibt es einen echten Dialog mit den unterschiedlichen Stakeholder-Gruppen?

👀 Wie umfassend setzt sich das Unternehmen mit den eigenen Auswirkungen auf die Umwelt und weitere Stakeholder auseinander?  (Stichwort doppelte Wesentlichkeit mit einer Outside-in UND Inside-out-Betrachtung)

👀 Gibt es Anzeichen für Greenwashing in der Kommunikation des Unternehmens? Schwammige Begriffe? Aussagen ohne Beweise? Bewusst grüne Bildsprache, um nachhaltig zu wirken? Leere Floskeln? Irreführende Darstellungen oder Formulierungen?

👀 Übt das Unternehmen eine gewisse Selbstkritik aus und spricht eigene Herausforderungen offen an oder versucht es sich nur die Rosinen für die Kommunikation rauszupicken?

👀 Wie ist die allgemeine Qualität des Nachhaltigkeitsberichtes einzuschätzen? Werden die rechtlichen Anforderungen erfüllt? Wie ist die Lesbarkeit des Berichts? Wie weit ist das Unternehmen schon die Anforderungen der CSRD (Corporate Sustainability Reporting Directive = Richtlinie zur Nachhaltigkeitsberichterstattung ) zu erfüllen?

👀 und noch sooo vieles mehr…

Nachhaltigkeit nimmt für uns viele eine immer wichtigere Rolle ein und wir müssen vor allem Unternehmen zu mehr Transparenz „zwingen“ und dafür muss man ein ganz genaues Auge haben. Es reicht heute einfach nicht mehr, mit irgendwelchen leeren Worten herumzuwirbeln, sondern es muss Beweise für die ganzen Behauptungen geben.

Glücklicherweise hat die EU das mittlerweile auch schon verstanden und bringt gerade die sogenannte „Green Claims Directive“ auf den Weg. Mehr dazu an anderer Stelle mal, aber diese soll langfristig Greenwashing vermeiden, indem Unternehmen zukünftig beweisen müssen, wenn sie etwas z.B. als „klimaneutral“ bezeichnen.

Trotzdem war das alles nur ein kleiner Ausschnitt von dem, was ich in den letzten beiden Jahren gelernt habe. Denn wir haben uns beispielsweise auch intensiv mit ökologischen Kreisläufen, erneuerbaren Energien, Abfallwirtschaft, Kreislaufwirtschaft, Mobilitätskonzepten, Green Marketing, Stakeholdermanagement und noch vielem mehr beschäftigt.

Fakt ist, ich bin jetzt erst auf den Geschmack gekommen und es gibt noch so vieles zu lernen da draußen, wenn es um Nachhaltigkeit geht. Ich freue mich schon auf meine nächsten Etappen.

Hoffentlich konnte ich euch damit nicht nur einen kleinen Einblick geben, was ich so bei meiner Masterprüfung unter Beweis stellen durfte, sondern auch Anregungen mit denen ihr selbst Unternehmen kritischer betrachten könnt und nicht jede Aussage ohne hinterfragen glaubt.